Bei der gestrigen Informationsveranstaltung in der Oberlandhalle, zu der die Bürgermeisterin und der Zuchtverband einluden, zeigte es sich einmal mehr, wie wenig konkrete Antworten die Verantwortlichen auf die Fragen der anwesenden Bürger hatten.
Zunächst einmal war es erschreckend zu sehen, in welchem Zustand die Oberlandhalle sich befindet. Wie einer der anwesenden Landwirte treffend bemerkte, wurde wohl sogar versäumt, die einfachsten Instandhaltungsmaßnahmen, wie z.B. Fensterstreichen durchzuführen. Er bemerkte nur noch: “Wenn ich mein Haus so verkommen lassen würde…”
Alles in allem sollen sich die anstehenden Sanierungsarbeiten auf ca. 1,4 Mio Euro belaufen. Wobei mehrfach betont wurde, daß man noch nicht alle Probleme untersucht habe. Auf die berechtigte Frage einer Miesbacherin, was denn ein Neubau kosten würde, äußerte sich Herr Biechl nur äußerst widerstrebend. Genannt wurde eine Zahl von rund 6 Mio Euro, auf die weitere Nachfrage, ob mit oder ohne Grundstück, kam zögerlich die Antwort, daß das wohl inklusive wäre.
Im weiteren Verlauf erläuterte Herr Biechl, warum er einen größeren Platzbedarf sieht. Immerhin geht es um 3,5 ha. Er führte aus, daß die Stallvermittlung zugunsten des Marktbetriebes in Miesbach zurückginge. Ferner erwartet Herr Biechl für die Zukunft eine Verkleinerung der Zuchtverbände, und möchte mit einem schönen, modernen und großen Bau einer von den übergeordneten Stellen betriebenen Zusammenlegung vorgreifen.
Diese beiden Aussagen stehen in gewissem Widerspruch zueinander. Auf der einen Seite Wachstum, und dann doch eine Zusammenlegung aufgrund Verkleinerung? Wie paßt das zusammen?
Fakt ist, daß die Stallvermittlung in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das haben uns andere Zuchtverbände und auch Viehhändler versichert. Um sich jedoch ein genauen Überblick über die Marktsituation beim hiesigen Zuchtverband machen zu können, benötigt man die Verkaufszahlen der letzten Jahre. Herr Biechl wurde vor einiger Zeit von einem Mitglied der Bürgerinitiative um diese gebeten. Bis heute blieb diese Bitte unbeantwortet.
Alles in allem drängte sich gestern durchaus der Eindruck auf, daß der Zuchtverband nicht mehr Willens ist, die Oberlandhalle zu erhalten, sondern auf jeden Fall neu bauen möchte.
Bauen kostet aber Geld. Woher kommen die 6 Millionen Euro, die der Zuchtverband benötigt? Die Frage sollte erlaubt sein, betonte doch Hr. Biechl an anderer Stelle schon, daß er nicht genügend Geld für eine Renovierung hat.
Möglicherweise könnte ja, rein theoretisch, die Finanzierung durch einen lukrativen Grundstückstausch finanziert werden.
Nur mal angenommen, der Zuchtverband tauscht sein Grundstück in Kleinthal gegen Potzenberg. Die Realschule zieht an den jetzigen Standort des Zuchtverbandes. Der Landkreis würde dann durch den Kauf oder auch Pacht mit nicht unbeträchtlichen Steuermitteln einen Neubau des Zuchverbandes indirekt subventionieren. (Das Areal um das alte Krankenhaus wäre wohl deutlich günstiger zu haben für den Landkreis). Die Stadt Miesbach erhält für den Potzenberg das Grundstück in Kleinthal, um dort einen Wall zu bauen, und kann im Nachgang dort noch teures Wohngebiet ausweisen. Der Neubau von 6 Mio wäre so leicht zu finanzieren.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Was spricht für diese Theorie?
Auf die Frage, warum denn der Zuchtverband nicht auf seinem eigenem, 19 ha großen Grund beim Verbandshof baue, erhielt ein Bürger sinngemäß folgende Antwort:
Das Grundstück Richtung Kleinthal wird seitens des Zuchtverbandes und der Bürgermeisterin als nicht geeignet beurteilt. Man plane dort, um die Kleinthaler besser vor Hochwasser schützen zu können, eine großen Wall mit durchschnittlich 4 m Höhe zu errichten. Laut der Bürgermeisterin kann durch die Schaffung dieses Walls das restliche Gebiet ohne weiteres zur Bebauung freigegeben werden. Aber, Zitat Bürgermeisterin: “Wenn der Zuchtverband in das Areal reinbaut, kann der Rest nur noch als Mischgebiet ausgewiesen werden, und nicht mehr als Wohngebiet.”
Entgegen früherer Aussagen plant also die Stadt Miesbach auch hier im Hochwassergebiet und Landschaftsschutzgebiet weitere Flächen zu versiegeln, und als Bauland auszuweisen.
Auf die weitere Frage, warum denn der Zuchtverband nicht in das neue Gewerbegebiet Miesbach Nord geht, wurde von seitens der Bürgermeisterin und auch dem Herrn Biechl etwas fadenscheinig geantwortet, daß hier wohl größere veterinärrechtliche Auflagen zu erfüllen wären, und es deshalb problematisch sei, dort zu bauen. Warum aber schaffen es andere Gemeinden in Bayern erfolgreich, die Ansiedlung eines Zuchtverbandes im Gewerbegebiet zu ermöglichen? Für einen klassischen Gewerbegrund müßte der Zuchtverband aber mehr ausgeben, womit wir wieder bei der Finanzierung wären.
Wer ist der Verlierer? Die Natur sowieso, die Stadt Miesbach, die hier um ihre letzten grünen Wiesen gebracht wird, damit sich der Zuchtverband eine große moderne Halle bauen kann. Und zuletzt wie immer der Steuerzahler, der das Geld für die großzügigen Subventionen verdient.
Wie sagte schon Frau Barbara Stamm am Montag bei ihrem Besuch in Miesbach: “Maßhalten mit den Dingen die man hat, und sein Zeug zamhalten, das hat Bayern erfolgreich gemacht.”
Dem kann ich mich nur anschließen